Zusammenstellung Ostermarsch 2024
Inhalt
Redebeiträge
Michael Wilk – Verein für eine Städtepartnerschaft Frankfurt Kobane (Rojava)
Alain Rouy – Mouvement de la Paix
Michael Müller – Naturfreunde Deutschlands e.V.
Mirkan Dogan – DGB-Jugend Frankfurt
Nelli Zühlke – Internationaler Jugendverein Frankfurt
Video-Mitschnitte
Videos von: Frieden Jetzt!
Anmarschroute Gießener Straße zum Römerberg
Rede von Alain Rouy
Bildergalerien
Bilder vom 1.4.2024 in Frankfurt
1964: Ostermarsch vor 60 Jahren
Presseberichte und Kommentare
Frankfurter Ostermarsch in den Medien
Eigene Zusammenstellung
„Israel bombardieren!“?
Mediale Abgründe in der Lokalpresse von Frankfurt am Main nach der Ostermarschkundgebung am Ostermontag auf dem Frankfurter Römer.
von Karl-Heinz Peil – Overton-Magazin vom 6.4.2024
Leserbriefe an die FR
Leserbrief von Imke Meyer
Unter der Überschrift „NATO kratzt an roter Linie“ ist heute in den ZDF-Nachrichten zu lesen, dass Stoltenberg vorschlägt, der Nato jetzt doch auch offiziell die Koordination der Waffenlieferungen an die Ukraine zu übertragen. Dies war bislang vom sogenannten Ramstein-Format übernommen und kann als .weiterer Schritt in Richtung Eskalation im Krieg gewertet werden. Das renommierte Friedensforschungsinstitut SIPRI beschreibt unser Jahrzehnt als das gefährlichste seit der Kuba-Krise 1962, als die Welt am Rande eines Atomkriegs stand. Umso wichtiger ist es, über Friedensaktionen zu berichten.
Und dann lese ich ziemlich fassungslos die „Berichterstattung“ in der FR über den Ostermarsch in Frankfurt. Kein einziges Wort zu den Inhalten auf dieser Kundgebung aber viele Vorurteile aus dem Kopf des Autors S. Behr.
Das meiste ist so lächerlich, dass es nicht der Erwähnung wert ist. (ein Riss geht durch die Massen (!), wie hat Herr Behr das gesehen? NOCH bleibt es friedlich! Es kommt Bewegung in die Massen (!!), Leute wechseln ihre Positionen – oh je!!) Es geht um den Gaza-Krieg, dem vier Leute, die spontan auf die Bühne gekommen sind, verlangen mehr Aufmerksamkeit zu geben. Zur Klarstellung: die Friedensbewegung hat eindeutig die Angriffe der Hamas verurteilt, fordert die Freilassung der Geiseln und eine Friedenslösung für den Gaza. Und ist auch in dieser Frage nicht gespalten! Bösartig wird es von Behr, wenn er behauptet, die vier Leute hätten gerufen, dass Israel bombardiert werden soll. Offensichtlich ist er nicht in der Lage, einen ganzen Satz zu verarbeiten. Oder ist diese Diffamierung Absicht, um eine reißerische Überschrift zu rechtfertigen? Die Forderung war, Israel muss aufhören zu bombardieren. Und das ist internationaler Konsens.
Viel wichtiger als diese kleine Episode waren die von Behr nicht erwähnten Reden, die inhaltlich begründeten, warum wir einem Waffenstillstand benötigen, warum Aufrüstung die Zukunft gefährdet, wie nötig soziale Gerechtigkeit und Investitionen in den Klimaschutz sind. Der starke Beifall der Kundgebungsteilnehmer*innen zeigte, dass zugehört wurde und es keine Spaltung auf dem Platz gab, wie die Überschrift des Artikels suggeriert. Auch ein sehr aktuelles Thema erhielt neben anderen große Aufmerksamkeit: die völkerrechtswidrigen, brutalen Angriffe des Nato-Partners Türkei auf kurdische Gebiete von Syrien und das unbeachtete Sterben der Menschen dort!
Von der Nicolai-Kirche wurde ein großes Transparent entrollt mit der Forderung, Kriegsdienstgegner aus Russland, Belarus und der Ukraine Asyl zu gewähren. Denn auch wer den Kriegsdienst in Russland verweigern will, bekommt hier nur in sehr seltenen Fällen Asyl.
Leser*innen der Rundschau erfahren letztendlich nichts über die Kundgebung. Damit entfernt sich die Rundschau immer weiter vom Qualitätsjournalismus, für den sie einmal stand und den ich auch persönlich in einer ihrer Kampagnen mit Foto und Text unterstützt habe.
Mit der Überschrift erreicht die FR das Niveau der Bildzeitung.
Wer sich über den Ostermarsch in Frankfurt informieren möchte, verweise ich auf die Seiten der Naturfreunde Hessen und der Friedenskooperative.
Leserbrief von Roland Fäth
Fragen über Fragen – Grüße vom Komposthaufen
Anfang der 1970er hatte ich also nach Stefan Behrs Meinung eine Midlife-Crisis. Da war ich 15 Jahre alt. Niemand hatte jemals so früh eine Midlife-Crisis wie ich. Weltrekord. Gut zu wissen. Immerhin etwas. Und dass mich ‚A horse with no name‘ durch diese Krise begleitet hatte, wusste ich bisher auch noch nicht. In meinem Alter lernt man ja täglich wieder alles neu. Vielen Dank für diese längst fällige Hilfestellung zur kritischen Selbsterkenntnis.
Ich hatte es bereits geahnt: mit meiner nonkonformistischen Haltung gegenüber den besorgniserregenden, wieder bedenklich wachsenden Hurra-Rufen vor dem kriegsheulenden Backgroundchor ABRA ( Agnes, Boris, Roderich und Anton ) bin ich also doch ein Gestriger. Und das schon seit gestern. Auch 1970 schlug der Antikriegsbewegung die Polemik und Häme des Presse-Mainstream ganz im Sinne der konservativen Scharfmachern und Lobbyisten des Rüstungskapitals entgegen. Voran deren Kampfblatt , die ‚Bild‘. Sie positioniert sich noch immer genau dort. Die Frankfurter Rundschau indes berichtete seinerzeit in bester journalistischer Tradition inhaltlich über die Positionen der Friedensbewegung und war schon allein deshalb stets an ihrer Seite. Ein guter Grund, das Abonnement dieser Zeitung von meinen kriegsgeschädigten Eltern zu übernehmen.
Und heute? Die FR überlässt die Berichterstattung über die Ostermarschkundgebung 2024 einem Gerichtsreporter und Schreiber von Glossen, Reportagen und schrägen Geschichten.(FR Homepage) Warum ? Schätzt die Chefredaktion die Friedensbewegung so ein, als ob sie in eine dieser Kategorien hinein gehörte? Gerichtsreportreif ? Glossenreif ? Schräg? Oder hat die FR etwa nicht mehr genug kritisch denkende, politisch qualifizierte Journalisten in ihren Reihen , um sich inhaltlich mit gesellschaftlich relevanten Themen auseinander zu setzen ?
Wie auch immer: über die hochinteressanten Redebeiträge während der 2 stündigen Kundgebung erfährt der Leser – NICHTS! Rein GARNICHTS ! Absicht, Unvermögen oder – wie der Autor auf der Autoren-Präsentationsseite der FR für selbst in Anspruch nimmt – Faulheit? Schon im trocken-warmen Cafehaus den Bericht geschrieben, bevor die Kundgebung überhaupt begonnen hatte?
Für alle FR-Leser, die sich wundern, ob es auch Redebeiträge auf der Kundgebung gab – ja, hier ein Auszug aus der Rednerliste:
Mirkan Dogan (DGB-Jugend Frankfurt), Michael Müller (Vorsitzender Naturfreunde Deutschland), Alain Rouy (Mouvement de la Paix, Paris), Nirit Sommerfeld (Deutsch-israelische Schauspielerin), Nelli Zühlke (Internationaler Jugendverein).
Sicher kann man auch in unserem Alter mittels Online-Recherchetools ganz State-Of-The-Art noch alleine, so – jeder für sich – die Inhalte der Redebeiträge herausfinden. Dann bleibt halt womöglich nur wenig Zeit, um Stefan Behrs Krimi ‚Kleinstadt des Verbrechens – Frankfurt‘ zu lesen. Und: warum lese ich die FR überhaupt noch? Ja, vielleicht hat Behr ja recht: nur noch Tradition?!
Leserbrief von Günter Riechers
Sehr geehrter Her Bronski,
der Textschreiber mag die Ostermarschkundgebung anscheinend nicht.
Aber diese Meinung in einem derart niveaulosen Text auf Seite 1 des Lokalteils zu Lesen
stimmt mich nachdenklich:
Wollen Sie mit der BILD auf unterster Ebene konkurrieren?
Ich bin enttäuscht, erwarte Sachlichkeit, möglichst Objektivität und eine der Veranstaltung
angemessene Situationsbeschreibung.
Keine Information über den Inhalt der friedensfordernden Inhalte der Redner und Rednerinnen ist zu Lesen,
dafür um so mehr diskriminierendes:
Eine seriöse Tageszeitung sollte Gehbehinderte nicht lächerlich machen ….“Aber die sind vielleicht nicht mehr so fix zu Fuß“….
Unangenehm ist die unterschwellige, nicht offen formulierte arrogant wirkende Diskriminierung älterer Menschen indem der Textschreiber
diesen eine Midlife-Crisis in den 1970ern unterstellt.
Muss die FR sich über Bertold Brecht lustig machen, weil dieser vor Jahrzehnten ein Buch über ein damals aktuelles Thema schrieb, dass heute uninteressant ist?
Im Stil der BILD sucht der Textschreiber nach etwas sensationellem und bauscht Nebensächliches auf.
Gefunden hat er es bei einigen Palästinensern, die die Bühne stürmten und die Veranstaltung unterbrachen.
Angeblich soll es Sprechgesänge gegeben haben mit der Forderung „Israel bombardieren“.
Vielleicht hat es ein Veranstaltungsstörer gerufen, aber es spielte keine wichtige Rolle.
Anschließend begann eine Kundgebung mit tausenden von Teilnehmern mit scharfsinnigen Reden und Forderungen an die Politik, über die kein Wort in Ihrem Text zu lesen ist.
Vielleicht sollten Sie den Textschreiber in einen Grundkurs über seriösen Journalismus schicken.
Leserbrief von Jürgen Lamprecht
Sehr geehrte Damen und Herren,
schon die Überschrift „Krieg um Frieden“ gibt den Ablauf der diesjährigen Abschlusskundgebung des Ostermarsches auf dem Frankfurter Römerberg nicht richtig wieder. Der falsche Eindruck setzt sich dann konsequent im Artikel fort.
Sicher gab es die kurzzeitige Besetzung der Bühne durch eine palästinensische Gruppe, sicher gab es Gruppen wie die MLPD und andere, aber diese Gruppen bestimmten weder die Aussagen der Kundgebung noch die Atmosphäre auf dem Römer.
Außer Polemik keinerlei Informationen über die durchaus differenzierten Redebeiträge, zum Beispiel des Bundesvorsitzenden der Naturfreunde Deutschlands Michael Müller.
Journalistische Sorgfaltspflicht in der Berichterstattung sieht anders aus.